Seit dem letzten Jahr befindet sich eine Daiwa Emblem S 4500T in meinem Besitz, die ich auf dem Gebrauchtmarkt "geschossen" habe. Sie ist als Ergänzung für verschiedene Einsatzzwecke gedacht und ist seitdem z.B. beim leichten Spodden oder als Do-it-all mit verschiedenen Spulen im Einsatz. Sie ergänzt außerdem meine "Emblem-Sammlung".

Da man ja nie so richtig weiß, was der oder die Vorbesitzer mit der Rolle angestellt haben, habe ich mich getraut und habe einen Blick in das Innenleben dieser Rolle geworfen. Da man im Internet aber kaum etwas zur Wartung dieses Rollentyps findet, möchte ich hier ein paar Details dokumentieren und für weitere Interessierte oder Besitzer einer Daiwa Emblem Rolle zugänglich machen. Doch zunächst ein Exkurs mit paar Details zur Rolle und deren Einordnung.

Daiwa Emblem Serie

Ich beziehe mich auf die Emblem-Serie, die um die Jahrtausendwende hier im Handel war. Diese gab es in drei Ausstattungsserien: Emblem S T, Emblem X T und Emblem Z T. Je Serie gab es 4 Größen mit unterschiedlicher Schnurfassung:

  • 4500 mit 280 m 0,35 mm Schnurfassung
  • 5000 mit 370 m 0,35 mm Schnurfassung
  • 5500 mit 210 m 0,50 mm Schnurfassung
  • 6000 mit 290 m 0,50 mm Schnurfassung
Spulen der Größen 4500, 5000 und 5500 im Größenvergleich

Man sieht deutlich den Größenzuwachs bei der 5500er Spule ganz rechts. Die 4500er und 5000er Spule unterscheiden sich nur gering in den Durchmessern.

Anzumerken sind noch folgende Zusammenhänge:

  • Die Rollenkörper der Größen 4500 und 5000 sowie von 5500 und 6000 sind jeweils identisch.
  • Jede Rollengröße hat ihre eigene Rotorgröße und ihre eigene Spule.
  • Verwendet man die 5000er Spule mit Linereducer erhält man annähernd die Schnurfassung der Größe 4500. Gleiches gilt für den Sprung 5500 -> 5000 (selbst getestet). Es liegt nahe, das Gleiches auch für die Größen 6000 -> 5500 gilt.
  • Die Spule der Größe 4500 passt auf die 5000er Rolle und umgekehrt. Man erkennt, dass die Rotoren unterschiedlich groß sind, aber durch die Schnurfänger wird das ausgeglichen. Ob das Schnurpspulmuster noch passt, habe ich nicht getestet - versuche ich in Zukunft mal.

Die Ausstattungsserien S, X und Z unterschieden sich vor allem in Details wie in der Anzahl der Kugellager, der Abwurfkante an der Spule sowie in der Farb- und Griffgestaltung.

  Anzahl Kugellager Spule/Abwurfkante Farbe des Rollenkörpers Griff
Emblem S 1 Kunststoff "gold-gelb" Hartplastik, schwarz
Emblem X 3 Metall "weiß mit Blaustich" Plastik, schwarz/grau gummiert
Emblem Z 6 Metall "dunkelblau" Holzknauf

 

Die ersten Modelle der Serie wurden noch in Japan produziert. Spätere Jahrgänge hatten dann ein "Made in Thailand" in den Rollenfuß geprägt. Weitere "Revival-Jahrgänge" gab es in den späten 2010-Jahren mit einer Neuauflage der Emblem X 5000T und der Sonderauflage Emblem X 5000T Black.

Rollenwartung

Nach dem kleinen Exkurs nun zur Rolle, die ich geöffnet habe, um den Zustand im Inneren zu bewerten.

Daiwa Emblem S 4500T

Um an das Innere der Rolle zu gelangen, ist es notwendig, den Rotor zu demontieren.

Dazu muss natürlich die Spule entfernt werden und auch die darunterliegenden Scheiben, auf denen die Spule aufliegt und wo sich die "Klickfeder" der Bremse befindet, müssen abgenommen werden. Diese Scheiben sind nur auf dem Rollenschaft aufgesteckt und können ganz leicht nach oben abgezogen werden.

Rotorbefestigung

Um den Rotor abzuziehen, muss nun die Messingschraube abgeschraubt werden. Diese wird jedoch noch durch eine Sicherung in Form des sichtbaren schwarzen Bauteils gegen das selbstständige Lösen gesichert. Also muss zuerst die kleine Schraube mit einem Schraubenziehen entfernt werden. Danach mit einer 14 Nuss (möglichst lang) die Messingschraube abschrauben. Aber Achtung: Es handelt sich um ein LINKSGEWINDE!

Wenn die Schraube gelöst ist, lässt sich der Rotor einfach nach oben abziehen. Nochmal Vorsicht: unter dem Rotor befindet sich noch eine kleine Unterlegscheibe. Diese nicht verlieren.

Abgezogener Rotor und Befestigungsmaterial

Nun liegt der Rollenkörper ohne Rotor vor uns und siehe da, eine zusätzliche Schraube für die seitliche Abdeckung kommt zum Vorschein. Entsprechend sind nun 5 Schauben zu entfernen und schon kann das Gehäuse geöffnet werden.

Geöffnetes Rollengehäuse

Zu meiner Überaschung waren das Getriebe und der "Innenraum" sehr sauber, nur das Fett war schon etwas fest geworden. Und noch eine Überaschung kam zum Vorschein. Die "Kurbelwelle", über die die Drehbewegung der Kurbel übertragen wird, war auf beiden Seiten mit einem Kugellager ausgerüstet. Hier hat also schon mal jemand ein Upgrade durchgeführt, denn mindestens das Lager auf der rechten Rollenseite ist im Normalzustand eigentlich eine Buchse aus Kunststoff, was übrigens auch für die X-Serie gilt.

Rechte Rollenseite mit Kugellager

 

Für interessierte Rollentuner: Das Lager auf der rechten Seite hat ca. folgende Maße:

Außendurchmesser: 14 mm
Innendurchmesser: 9 mm
Breite: 2,9 mm

Das Lager auf der linken Seite:

Außendurchmesser: 16,9 mm
Innendurchmesser: 9 mm
Breite: 4 mm

Die Angaben sind ohne Gewähr. Eine schnelle Recherche hat ergeben, dass es zumindest das Lager für die rechte Seite von einem chinesischen Hersteller gibt.

Nachdem es in der Rolle an sich ganz ordentlich aussah, hab ich nur etwas überflüssiges und fest gewordenes Fett entfernt und Neues aufgetragen. Danach habe ich die Rolle wieder zusammengebaut und damit meinen Ausflug in das Emblem-Innenleben beendet. Der war erstmal leichter als gedacht und insofern kann ich anderen Emblem-Besitzern nur empfehlen, selbst mal einen kleinen Service durchzuführen.