03.07.2016
Ein recht ernüchterndes Angeljahr an der Elbe lag hinter mir, als ich mich schon im Winter 2015/2016 an die Analyse der möglichen Gründe und deren Ausmerzung machte. Nicht nur die befischten Stellen wurden unter die Lupe genommen, auch viele weitere Faktoren und Parameter setzte ich mit der Stellenwahl in Relation und verglich diese mit meinen Erfahrungen und Aufzeichnungen. Schnell wurde mir klar, dass die von mir gewählten Stellen eher suboptimal für das im vergangenen Jahr lange Zeit vorherrschende Niedrigwasser waren. Da halfen auch keine noch so guten Rahmenbedingungen was Wetter, Luftdruck und Wassertemperatur betraf. Die erzielten Ergebnisse waren eher durchwachsen. Zwar fing ich kontinuierlich Fisch, aber an der 10kg-Marke war Schluss. Hinzu kam eine etwas vernachlässigte Zubereitungsart der Partikel und, was eine Session im August 2015 betrifft, einfach Pech mit einem stark steigenden Pegel, der mir das Fischen an den vorher mühevoll gesuchten und präparierten Spots unmöglich machte. Letztlich empfand ich die eingebrachten Futtermengen als zu gering, das wollte ich im neuen Jahr auf jeden Fall ändern.
Also begann ich mit dem Projekt Elbe schon sehr zeitig im neuen Jahr. Oft war ich nun entlang des Flusses unterwegs, um mir neue Stellen zu suchen und diese bei unterschiedlichem Pegel zu beobachten. Auch wollte ich für ausreichend Futter vorsorgen und rollte schon im Januar 80kg Boilies für die erste Futterkampange. Daneben rüstete ich mein Setup zum Kochen von Partikeln entsprechend auf, damit ich die in rauen Mengen benötigten Partikel nach bewährter Methode, aber eben auch in entsprechender Menge zubereiten konnte. So präpariert konnte die Elbe-Saison nun endlich kommen. Final ein dezidierter Blick auf die auserkorenen Spots sollte Handlungssicherheit bringen. Ende Mai /Anfang Juni – einen Monat später als sonst – konnte das „Projekt E“ endlich starten.
Los ging es mit einer zweiwöchigen Futterkampagne, bei der jeden Tag 20kg Partikel und 5kg Boilies den Weg ins Wasser fanden. Dieses logistisch sehr aufwändige Vorgehen sollte den gewünschten Erfolg bringen und stellte im Vergleich zum Vorjahr eine Verdoppelung der Futtermenge dar. Nachdem ich nun also um die 250kg Partikel und 70kg Boilies gefüttert hatte und ein gewisses „Ansprechverhalten“ der Fische zu beobachten war, sollte es endlich für zwei Nächte ans Wasser gehen – das „Projekt E“ ging in die heiße Phase.
Dieser erste Ansitz wurde fast von ein paar Gastkartenanglern aus Brandenburg vereitelt, die meinen Platz besetzt hätten, wenn ich nur 5 Minuten später am Wasser gewesen wäre. Aber ich hatte Glück und so zogen sie ein paar hundert Meter weiter stromauf, um dort zu fischen. Es war nun schon gegen 17.00 Uhr, als ich die Ruten fertig hatte und sie an ihre Plätze werfen konnte. Für den Einsatz der Wathose war das Wasser hier bei dem vorherrschenden Pegel leider zu tief. Kaum eine halbe Stunde verging, da meldete sich schon zum ersten mal der rechte Micron. Eine stattliche Brasse hatte sich den Köder auf dem Partikel-Spot inhaliert. Das ging ja schonmal gut los. In recht kurzen Intervallen fing ich nun Fisch auf Fisch, auch auf der Boilierute konnte ich einen großen Döbel nach dem anderen fangen. Aus Erfahrung hatte ich ein sehr gutes Gefühl während der ganzen Zeit: Allerlei Beifang bedeutete in der Vergangenheit immer auch Karpfen- bzw. Graskarpfenaktivität! Daneben stimmten auch die Wetterparameter und die Wassertemperatur. Nur der im Verlauf der Session leicht fallende Pegel machte mir ein wenig Sorgen.
Die Fische waren bis nach Mitternacht aktiv, was eher ungewöhnlich für die Elbe ist. Das lies mich hoffen und erst als es gegen ein Uhr ruhiger wurde, konnte ich mich endlich entspannt auf die Liege zurückziehen und das einmalige Feeling am Strom genießen. Bald darauf schlief ich ein, wurde aber schon nach kurzer Zeit von einem Brassen auf dem Partikel-Spot geweckt. Nach diesem Zwischenspiel war dann aber Ruhe und so konnte ich eine kleine Mütze Schlaf erhaschen. Klein deshalb, weil schon wenige Stunden später wieder ein Brassen auf dem Partikel-Spot zu verzeichnen war. Langsam wurde ich unruhig. Wo blieben die erhofften Graser, wegen denen ich den ganzen Aufwand mit den Partikeln überhaupt betrieb? Ich grübelte schon über erste taktische Anpassungen, als kurz darauf die Boilierute ablief und ich mich plötzlich mit einem starken Gegner konfrontiert sah. Glücklicherweise stand die Partikelrute nach dem eben gefangenen Brassen am Zelt, sodass der Fisch freie Bahn hatte. Das war mein Glück, denn der Fisch nahm massiv Schnur von der eher hart gebremsten Spule. Er zog in die Hauptströmung und setzte sein volles Gewicht ein. Da war mir schon klar, dass es kein kleiner Fisch sein konnte! Nun flüchtete er stromab, ich musste ihm ein paar Meter am Ufer entlang folgen, um diese Flucht parieren zu können. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam er nun endlich bei und schon der erste Kescherversuch war erfolgreich. Ein massiver Spiegler lag nun vor mir. Sollte der Traum vom „Elbe-30iger“ endlich nach so langem Warten in Erfüllung gehen?
Schon beim Anheben der behutsam unter den Fisch geführten Wiegeschlinge war klar: Der Traum sollte sich erfüllt haben! Nach kurzem Versorgen des Fisches wollte ich es nun genau wissen. Die Waage blieb bei 18kg stehen. Was für ein Ergebnis! So viele Jahre hatte ich es nicht geschafft, einen Spiegler oder Schuppi über 15kg in der Elbe zu fangen und dann nahm dieser Fisch diese, wie ein Damoklesschwert über meiner Flussangelei liegende Hürde so eindeutig?! Ich war überglücklich!
Alles, was nun kam, war nur noch Zugabe. Ich präparierte die Spots neu, warf beide Ruten wieder aus und versuchte, das gerade Geschehene zu begreifen. Mein Plan war also aufgegangen! Voller Genugtuung wurde nun ein koffeinhaltiges Heißgetränk zubereitet und genüsslich-zufrieden geschlürft. „Jetzt fehlt mir nur noch der anvisierte 30+ Graser...“, dachte ich mir schelmisch und schmiss den Kocher an, um mir ein leckeres Sandwich mit dem Richmonkey zu machen.
Den ganzen Tag über folgten nun immer mal wieder entweder Brassen oder große Döbel, die ich auf beiden Spots fangen konnte. Die Aussteiger-Quote war erfreulich niedrig, was mich in meinem Tun bestätigte. Ich vertrieb mir die Zeit mit Lesen und hörte ab und an Radio, um auf dem Laufenden zu sein, was das Weltgeschehen betraf. Das Wetter hielt auch und war mit 20 Grad und permanenter Bewölkung dem Fischfang eher zu- als abträglich. Gegen Abend präparierte ich die Spots noch einmal neu und konnte schon kurze Zeit später den nächsten Karpfen auf der Matte begrüßen! Dieser 20-pfündige Schuppi lief auf dem Partikel-Spot und lieferte einen sehr harten Kampf, der auf einen größeren Fisch schließen ließ. Gerade die Schuppi-Milchner haben in der Elbe eine derartige Power, dass hier nicht die Fischgröße, sondern das „Drill-Erlebnis“ eindeutig im Vordergrund steht. Nachdem ich den Kämpfer versorgt hatte, flog die Montage wieder an ihren Platz und ich konnte zum gemütlichen Teil des Abends übergehen. Immer wieder hörte ich Fischaktivität, auch die Welse mussten an diesem Abend aktiv sein, so laut hörte man das unverkennbare, nächtliche Rauben. Kurz darauf legte ich mich hin und war gespannt, was die Nacht bzw. der kommende Morgen noch mit sich bringen würde.
Gegen 4:30 Uhr wurde ich von einem Dauerton des linken Micron geweckt. Schnell war ich an der Rute und nahm den Kampf mit dem sich heftig wehrenden Fisch auf. Aber nach knackigem Drill konnte ich auch diesen Fisch, einen mittleren Schuppi, sicher netzen! Die Waage blieb bei soliden 13kg stehen, was diese Session nun vollends rund machte. Es folgten noch 3 weitere Beifänge und ein ausgestiegener Karpfen, bevor ich nach einer schönen Tasse Kaffee und einem leckeren Sandwich die Heimreise antrat.
Alles in allem war dies eine wahre Sternstunden-Session für mich! All die Vorbereitungen und das wochenlange Anfüttern hatten sich bezahlt gemacht. Ich blieb aber an der Geschichte dran und plante schon die nächste Session. In der Zwischenzeit wurden die Plätze weiter dauerhaft unter Futter gehalten. Wieder flogen um die 250kg Partikel und 60 -70kg Boilies ins Wasser, bevor ich zwei Wochen später erneut einen Ansitz wagte.